Entscheidung in deutschen Heizungskellern – Wie gelingt die Wärmewende

Foto: GRÜNE Neuss

Pressemitteilung:

GRÜNE im Dialog

„Aktueller kann man kaum sein“, freute sich die Sprecherin der Neusser GRÜNEN Andrea Wilhaus zu Beginn der Veranstaltung GRÜNE im Dialog „Entscheidung in deutschen Heizungskellern – Wie gelingt die Wärmewende?“
Trotz der sommerlichen Wärme im Außenbereich hatten sich über 40 Personen im Innenbereich des „Drusus One“ zusammengefunden, um über die Wärmeerzeugung in der kalten Jahreszeit zu beraten.
Manfred Rauschen vom Öko-Zentrum NRW in Hamm, das sich derzeit vor Anfragen zur Wärmeversorgung kaum retten kann, führte mit einem umfassenden Vortrag in die Thematik und Problematik ein.

Die Problematik in Deutschland

Kaum bekannt sei, dass das Gebäudeenergiegesetz seit den 1970ern schrittweise mit immer höheren Standards reformiert wurde, eine „insgesamt positive Entwicklung“.
Für ihn resultiert die heutige hitzige Diskussion daraus, dass sich der Anteil der Öl- und Gasheizungen – über 80% des Heizens sei noch fossil – kaum verändert habe. Das sei, so die Bewertung des Öko-Experten, ein großes Problem für die zu erreichende Klimaneutralität 2045, die in Neuss sogar für 2035 angestrebt werde. Rauschen: „Wir brauchen Sicherheit auf der Grundlage, dass zukünftig 65% Erneuerbare Energien Pflicht in der Wärmewende werden.“

Vielfältige Fragen aus dem Publikum

Auch auf die vielen Fragen der Teilnehmenden ging Rauschen detailliert ein. 
Fossiles Heizen werde mit der Einführung des Emissionshandels auch in den privaten Haushalten auf Dauer zu teuer. Denn in den nächsten 10 Jahren sei eine Erhöhung des CO2-Preises von aktuell 30 € – in 2026 schon 60 € – auf über 100 € wahrscheinlich und „die Verteuerung von CO2 ist das einzige wirksame politische Instrument, was direkt wirkt.“
Auch der „technologieoffene“ Wasserstoff, den die Freidemokraten immer wieder in die Diskussion einbringen, sei für Privathaushalte viel zu teuer. „In den letzten 3 Jahre gibt es vier Studien, die klar und eindeutig sagen, welche sinnvollen und realisierbaren Einsatzmöglichkeiten Wasserstoff hat. Der Wärmebereich gehört nicht dazu“, so Rauschen. Politik sollte Eigentümer nicht in falscher Sicherheit wiegen. 
Bei Wärmepumpen habe es in den letzten Jahren enorme Technologiefortschritte gegeben. Ob in einem Altbau zusätzliche Maßnahmen (wie Dämmung, Außenisolierung, Wärmebrücken) erforderlich seien, hänge vom Zustand des Hauses ab. Darauf wies auch Ernst Veiser, Obermeister der Elektro-Innung im Rhein-Kreis Neuss hin. Er meinte, manch ein Hauseigentümer, der Jahrzehnte im Wärmebereich nichts gemacht habe und sich jetzt wundere, vor welcher Aufgabe er stehe, müsse sich auch mal an die eigene Nase fassen. Diejenigen, die aber kontinuierlich etwas getan hätten, könnten auch Wärmepumpen einbauen lassen. Der Besitzer eines Hauses aus den 1960er Jahren bestätigte dies sofort und alle waren sich einig, dass diese positiven Erfahrungen stärker in die Öffentlichkeit kommuniziert werden sollten.
Dabei, so betonten die Herren Georgiu und Mieves vom Ingenieurbüro Schlagmann, sei es wichtig auf eine gute Beratung zu vertrauen. Energieberater dürften sich viele nennen, weil dies noch kein geschützter Begriff sei. Eine speziell ausgebildete Person nenne sich aber Energieeffizienzexperte.
Sie finde man auf der Internetseite der Deutschen Energie Agentur.

Resümee der Veranstaltung

Eine wichtige Erkenntnis des Abends, resultierend aus den vielen Einzelfallschilderungen der Teilnehmenden: Ohne das Klimaschutzziel aus den Augen zu verlieren, muss das überarbeitete Gesetz flexibel gestaltet sein.
Bettina Weiß, Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN im Neusser Stadtrat, bedankte sich für den „hervorragenden fachlichen Input, den regen sachlichen Austausch und die Unterstützung der Fachleute.“ Sie betonte abschließend die Dringlichkeit der diskutierten klimapolitischen Maßnahmen. Dafür seien „noch dicke Bretter zu bohren.“