Ökologische Baubegleitung

Gemeinsamer Antrag der Fraktionen SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und UGW/FW-Aktiv für Neuss
zur Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Grünflächen und Klimaschutz am 28. April 2021

Beschlussempfehlung:

  1. Die Verwaltung wird beauftragt zu prüfen, wie bei allen relevanten Baumaßnahmen, die die Stadt Neuss durchführt oder durchführen lässt, eine „ökologische Baubegleitung“ dort sichergestellt oder optimiert werden kann, wo Belange von Natur und Umwelt in erheblichem Umfang betroffen werden können.

    In diesem Kontext soll der Prozess optimiert werden, der die Beachtung der einschlägigen Normen und Regelwerke, insbesondere für den Schutz von Bäumen (z.B. DIN-18920 und RAS-LP4 (analog)), des Bodens, des Artenschutzes und der weiteren Vegetation bei allen Baumaßnahmen durch geeignete Maßnahmen sicherstellt.
  • Zum langfristigen Erhalt von Stadtbäumen ist sicherzustellen, dass Stadtbäumen im Rahmen von Baumaßnahmen an Straßen und Wegen ein ausreichender Wurzelraum zur Verfügung gestellt wird. 
    Es ist in der Regel ein Wurzelraum von mindestens 12 Kubikmetern herzustellen, soweit nicht die Verhältnisse vor Ort oder die Baumauswahl einen anderen Raumbedarf erfordern oder zulassen. Baumscheiben sind so zu planen und zu erhalten, dass die langfristige Vitalität der Bäume gesichert ist.
  • Über die Planungen und Auswirkungen der Umsetzung soll die Verwaltung in der nächsten Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Grünflächen und Klimaschutz berichten.

Begründung:

Als Kooperation möchten wir sicherstellen, dass Baumaßnahmen so durchgeführt werden, dass Natur und Umwelt nicht geschädigt werden und Bäume eine möglichst lange Lebensphase haben.

Zu diesen Baumaßnahmen zählen unter anderem:

  • Baumaßnahmen im Bereich von Straßenbäumen
  • Abrissmaßnahmen und Gebäudedämmung (Vogelschutz, Fledermausschutz)
  • Baumaßnahmen mit Beanspruchung unversiegelter Flächen
  • Sicherstellung des Bodenschutzes (Vermeidung von Verdichtung, Verschmutzung und Schutz von Mutterboden)
  • Lagerorte für Baumaterialien auf unversiegelten Flächen

Straßenbäume gefährdet

Bei Straßenbaumaßnahmen kann und kommt es leider immer wieder zu Beschädigungen von Stämmen und Wurzeln, was zu zusätzlichem Stress bei den bereits jetzt stark belastete Stadtbäumen führt. Außerdem ist es wichtig, Baumscheiben und Wurzelraum bereits bei der Planung ausreichend groß zu bemessen oder zu erhalten, so dass der Baum tiefe und weitreichende Wurzeln schlagen kann. Dies sichert gerade vor dem Hintergrund der steigenden Temperaturen die Überlebensfähigkeit der Bäume erheblich. Es hat sich beispielsweise zuletzt an der Preußenstraße gezeigt, dass aufgrund von Baumaßnahmen Straßenbäume so geschädigt wurden, dass sie letztlich gefällt werden müssen.

Gehölze und Bodenbelag den Gegebenheiten anpassen

Insbesondere der Platzmangel hat in der Vergangenheit dazu geführt, dass die Baumscheiben klein ausfielen. Daher soll zukünftig, sofern an einzelnen Stellen der erforderliche Platz von 12 Kubikmetern (Empfehlung der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V.) nicht ausreicht, kleinere Gehölze vorgesehen werden oder ein entsprechend durchlässiger, geeigneter Bodenbelag gefunden werden. 

Bodenverdichtung vermeiden

Durch die Nutzung von schweren Geräten aber auch der Lagerung von Material kommt es zu starker Verdichtung des Erdreiches, welches nicht nach Beendigung der Baumaßnahme instandgesetzt wird. Solche Bodenschäden gilt es in Zukunft zu vermeiden.

Klimaanpassungskonzept umsetzen

Der Schutz bestehender Bäume und ausreichender Platz für neu gepflanzte Bäume, sichern deren Lebensdauer und sorgen nicht nur für Kühlung in der Stadt, sondern auch für eine nachhaltige Verwendung von öffentlichen Geldern. Dies ist im Sinne der Umsetzung des Klimaanpassungskonzeptes der Stadt Neuss.

Arno Jansen
Fraktionsvorsitzender

Michael Klinkicht
Fraktionsvorsitzender

Carsten Thiel
Fraktionsvorsitzender

Marc Vanderfuhr
Stadtverordneter

Annette Kehl
sachkundige Bürgerin

Catharina Thiel
sachkundige Bürgerin