SPD und Grüne für innovative Fernwärmeversorgung
Neuss. Das Neusser Hafenbecken könnte bald Quelle für ein Fernwärmenetz in Neuss werden. Einen entsprechenden Antrag bringen SPD und Grüne in die nächste Sitzung des Stadtrates ein. Die Verwaltung soll beauftragt werden, die Errichtung einer großen Flusswärmepumpe zu prüfen. Diese Initiative könnte dazu beitragen, die Innenstadt, die südliche Furth oder das Barbaraviertel effizient mit umweltfreundlicher und bezahlbarer Fernwärme zu versorgen.
„Der Rhein liefert kontinuierlich warmes Wasser und transportiert abgekühltes Wasser kostenfrei ab“, sagt der Neusser SPD-Vorsitzende Heinrich Thiel als wirtschaftspolitischer Sprecher seiner Fraktion. Insofern seien Flüsse wie der Rhein der ideale Wärmelieferant. Eine Flusswärmepumpe macht sich das zu nutze. „Im Prinzip funktioniert sie wie ein ‚umgedrehter‘ Kühlschrank: Außen ist es kalt und innen warm“, sagt Heinrich Thiel. Eine Flusswärmepumpe gewinnt Wärme aus dem Wasser, um sie in Fernwärme zum Heizen umzuwandeln. „Auf diese Weise könnte aus Stromenergie zwei- bis viermal so viel Wärmeenergie gewonnen werden“, so Heinrich Thiel.
Vorbilder Mannheim und Köln: Wärme für viele tausend Haushalte
Ein inspirierendes Beispiel für ein ähnliches Projekt ist die geplante Großwärmepumpe in Köln, die Wärme für 30.000 Kölner Haushalte liefern soll. Diese Anlage wird direkt am Hafenbecken in Niehl neben dem bestehenden Kraftwerk errichtet und nutzt Flusswasser aus dem Rhein. Mit einer beeindruckenden Wärmeleistung von 150 Megawatt wird sie die Fernwärmeversorgung von 30.000 Haushalten über das Fernwärmenetz sicherstellen. Der Baubeginn ist für das kommende Jahr geplant. Die Anlage soll bis 2027 in Betrieb gehen.
„Mannheim hat kürzlich die derzeit größte Flusswärmepumpe in Betrieb genommen und zeigt, dass der Rhein als Wärme-Quelle dienen kann“, sagt Manfred Haag als wirtschaftspolitischer Sprecher der Grünen.
Projekt in die kommunale Wärmeplanung einbinden
Der Rat der Stadt Neuss hat in seiner Sitzung am 16. Dezember 2022 beschlossen, Fördergelder des Landes NRW für die kommunale Wärmeplanung zu beantragen“, so Manfred Haag weiter. Die Stadt Neuss hat nun den Förderbescheid erhalten und arbeitet mit Hochdruck an der eigenen Planung und ist deutlich weiter als viele andere Städte. Seiner Ansicht nach ist das ein bedeutender Schritt auf dem Weg zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung. Dafür ermittelt die Stadt Neuss aktuell den Wärme-Bedarf und betrachtet die Möglichkeiten zur Nutzung erneuerbarer Energiequellen. Die kommunale Wärmeplanung soll bis zum Frühjahr 2025 abgeschlossen sein.
Dann können alle Bürgerinnen und Bürger sehen, welche Möglichkeiten zur Wärmeversorgung in ihrer Straße zukünftig zur Verfügung stehen. Auf dieser Basis können Eigentümer aus den vor Ort zur Verfügung stehenden Alternativen die für sich beste Wärmeversorgung wählen. „Die Stadt schafft also Klarheit und Planungssicherheit, wo künftig welche Möglichkeiten zum Heizen bestehen werden“, sagt Manfred Haag.
Wärmenetze für dicht besiedelte Bereiche
In dem Zuge soll auch geprüft werden, wo sogenannte Wärmenetze aufgebaut werden können. „Für viele Einfamilienhäuser wird wohl eine Wärmepumpe die beste Option sein, in Mehrfamilienhäusern wird das aber deutlich schwieriger zu realisieren“, sagt Heinrich Thiel. Daher braucht es für dicht besiedelte Gebiete wie die Innenstadt oder die südliche Furth innovative und bezahlbare andere Lösungen. „Auch nach dem klimafreundlichen Umbau unserer Wärmeversorgung muss Heizen für alle Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt bezahlbar bleiben”, stellt Heinrich Thiel klar.
Dafür sollen Wärmenetze sorgen. Dabei wird etwa die Abwärme von Industrie-Produktion, Erdwärme oder Solarthermie genutzt. Daher müssen lokal verfügbare, ungenutzte Wärmequellen und erneuerbare Energien ermittelt und erschlossen werden. „Das Rheinwasser für eine große Wärmepumpe zu nutzen, könnte dazu einen großen Beitrag leisten“, sagen Heinrich Thiel und Manfred Haag. SPD und Grüne hoffen auf die Unterstützung der örtlichen Akteure, um klimafreundliche Energie in Neuss weiter auszubauen und durch innovative Lösungen für die Neusserinnen und Neusser bezahlbar zu halten.
Unser Antrag wurde am 15.11.2023 im Ausschuss für Umwelt, Grünflächen und Klima beraten und mehrheitlich angenommen. Die Sitzung des Rates am 10.11.2023 ist ausgefallen.