Was können wir tun, damit unsere Partei diverser wird? Welche Diskriminierungsmerkmale gibt es und wie schaffen wir es, Personen mit diesen Merkmalen, besser bei uns aufzunehmen? Für diese kritischen Fragen hat unser Kreisverband den Raum geschaffen. Unter Leitung von Rupy David, vom Landesverband ausgebildete Trainerin, wurde am 13.08. ein Diversity Workshop in der Geschäftsstelle gehalten.
Vorurteile und Vielfaltsstatut
Gestartet wurde mit einem kleinen Experiment: Jede*r sollte 5 Sportler*innen auf einen Zettel schreiben. Das Ergebnis verwunderte niemanden. Die meisten von uns konnten innerhalb von einer Minute größtenteils Männer und fast ausschließlich weiße Personen nennen. Dies war die Überleitung zur Reflektion eigener Vorurteile und Privilegien und der Auseinandersetzung mit dem, seit 2020 bestehenden Vielfaltsstatut unserer Partei. In diesem Statut heißt es: „Unser Ziel ist Zusammenhalt in Vielfalt. Wir wollen, dass sich vielfältige Perspektiven in unserer Partei abbilden. Die Repräsentation von gesellschaftlich diskriminierten oder benachteiligten Gruppen mindestens gemäß ihrem gesellschaftlichen Anteil auf der jeweiligen Ebene ist unser Ziel.“
(Quelle: https://cms.gruene.de/uploads/documents/20210122_Vielfaltsstatut.pdf )
Wie schwierig dieses Ziel jedoch umzusetzen ist, zeigte sich schon bei einem Denkspiel, bei dem wir entscheiden sollten, welche fiktiven Charaktere wir auf eine einsame Insel mitnehmen sollten.
Listenauswahl: Qualifikation oder Merkmal
Das Denkspiel zeigte uns, wie kompliziert die Listenaufstellung, auch ohne die undurchsichtigen parteilichen Strukturen, sein kann. Wen nimmt man mit? Eine bestimmte Berufsgruppe? Ein bestimmtes Geschlecht? Eine bestimmte ethnische Herkunft? Alle taten sich schwer. Die Implikationen für unsere konkrete Parteiarbeit vor Ort wurden im Anschluss diskutiert. Welche Möglichkeiten haben die Ortsverbände und der Kreisverband, unseren Anteil an Personen mit Diskriminierungserfahrungen zu erhöhen? Nicht nur Frauen sollen mindestens 50 Prozent unserer (Rede-)Listen ausmachen, sondern auch Personen mit Migrationsgeschichte sollen stärker vertreten sein. Letzteres ist das erste der sieben Diskriminierungsmerkmale (Geschlecht, Geschlechtsidentität, Religion, Behinderung/chronische Krankheit, Alter, sexuelle Identität & ethnische Herkunft), welches die GRÜNEN als erstes bearbeiten möchte. Bisher ist sowohl der Kreisverband als auch der Stadtverband Neuss in dieser Hinsicht schlecht aufgestellt. Wir haben es bisher nicht geschafft, für diese Gruppe attraktiv zu sein. Daran wollen die Teilnehmenden endlich etwas ändern.
Jeder Anfang ist schwer
Wir können und müssen beispielsweise bei der Auswahl von Gastredner*innen eine diversere Auswahl treffen. Wir können Offenheit gegenüber Gruppen zeigen, indem wir Interessenvertreter*innen zu Veranstaltungen einladen, gemeinsame Veranstaltungen organisieren und bessere Beziehungen zu Vereinen und Netzwerken pflegen. Rupy bestärkte uns darin, dass es zwar eine schwierige Aufgabe sei, aber man mit kleinen Maßnahmen schon viel bewirken könne.
Insgesamt verließen wir den Workshop hoffnungsvoll, nachdem wir auch Raum hatten unsere Frustrationen loszulassen. Gerade im derzeitigen politischen Klima, möchten wir Anlaufstelle für diskriminierte Personen sein, wissen aber oft nicht wie. Nun wollen wir uns auf die Reise machen, unsere jeweiligen Verbände für das Thema zu sensibilisieren und bewusstere Entscheidungen zu treffen. Eine erste konkrete Idee ist bereits geplant: die Vorführung des Films „Schwarze Adler“. Wir werden Euch informieren, sobald dies spruchreif ist und freuen uns über alle, die uns auf der Reise zu mehr Vielfalt in der Partei unterstützen.