Neuss forstet auf

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Bäume pflanzen in finanziell schwierigen Zeiten

Antrag zur Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Grünflächen und Klimaschutz am 08.02.2022:

Überarbeitung der Baumschutzsatzung der Stadt Neuss

im Namen der Fraktionen von SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und UWG/FW – Aktiv für Neuss bittenwir darum, den nachfolgenden Antrag auf die Tagesordnung der Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Grünflächen und Klimaschutz am 08. Februar 2022 zu setzen.

Beschlussempfehlung

  1. Die Verwaltung wird beauftragt, eine Möglichkeit für Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen zu schaffen, durch Zahlungen/Spenden Maßnahmen zur CO2-Kompensation innerhalb der Stadt Neuss durchzuführen. Der durch die Kompensationszahlungen eingenommene Betrag soll in erster Linie genutzt werden, um Bäume im Neusser Stadtgebiet zu pflanzen.
  2. Die Kompensation soll unkompliziert über die Internetseite der Stadt Neuss erfolgen und per digitalen Zahlungsmitteln abgewickelt werden können. Darüber hinaus soll es ermöglicht werden, am Infopoint des Bürgeramtes eine Kompensation durchzuführen.
  3. Dokumente für mögliche Steuervorteile sollen dem/der Kompensierenden zur Verfügung gestellt werden. Zudem soll eine Information erfolgen, wo und wie viele Bäume gepflanzt wurden.
  4. Die Möglichkeit einer direkten Spende für Baumpflanzungen sowie Artenschutzmaßnahmen wie Heckenpflanzung, Nistkästen etc. im Stadtgebiet soll das Angebot der finanziellen Beteiligung über die Internetseite und am Infopoint der Stadt Neuss abrunden.
  5. Das digitale Angebot soll in seiner Darstellung den Spender*innen auf einer Karte die verschiedenen möglichen Standorte anzeigen und visualisieren, welche Baumarten für diesen Standort gespendet werden können.
  6. Aufgrund des finanziellen Volumens einer Baumpflanzung soll es ermöglicht werden, auch Teil- und Kleinbeträge für einzelnen Standorte spenden zu können.
  7. Auf der Internetseite der Stadt Neuss soll die Möglichkeit geschaffen werden, im eigenen Privateigentum befindliche Flächen als potenziellen Standorte für die Bepflanzung durch städtische Bäume zur Verfügung stellen zu können. Für kleinere Flächen in Privatgärten soll den Eigentümern die Möglichkeit eingeräumt werden, dass diese die zu pflanzenden Bäume selbst im Pflanzzeitraum beim Amt für Stadtgrün, Umwelt und Klima abholen können und das Verpflanzen im Nachgang nachweisen müssen. Die Anzahl ist pro Eigentümer auf zwei Bäume zu begrenzen.
  8. Darüber hinaus soll geprüft und bis Mitte des Jahres im Ausschuss für Umwelt, Grünflächen und Klimaschutz mitgeteilt werden, welche städtischen Flächen zur Schaffung von sogenannten „tiny forests“ nutzbar sind. Dazu sollen unter anderem auch Erfahrungen aus den Niederlanden berücksichtigt werden sowie die Fördermöglichkeiten von Bund, Land bzw. EU dargestellt werden. Außerdem soll dargestellt werden, inwieweit es möglich ist, die ortsnahe Bürgerschaft und Bildungseinrichtungen (beispielsweise KiTas) mit in die Planungen, Finanzierung und Pflege einzubeziehen und eine erste Kostenschätzung abzugeben. 

Begründung:

Viele Privatpersonen und Unternehmen möchten sich aktiv am Klimaschutz beteiligen. Dies ist auch notwendig, um das gesteckte Ziel der Klimaneutralität 2035 zu erreichen.

Dieses Interesse begrüßen wir als Kooperation und möchten die Bürgerinnen und Bürger sowie die Unternehmen, auch aufgrund der angespannten Haushaltlage und der gestiegenen Kosten, mit zusätzlichen Angeboten weitere Möglichkeiten zu Klima- und Artenschutzmaßnahmen ermöglichen.

Durch Modernisierungsmaßnahmen an Wohn- und Geschäftsgebäuden oder durch die Nutzung klimafreundlicher Fortbewegungsmittel kann der CO2-Fußabdruck sehr nachhaltig reduziert werden. Eine niederschwellige, deutlich günstigere und für weitere Teile der Bevölkerung mögliche Beteiligungsform ist darüber hinaus die Möglichkeit, den eigenen CO2-Fußabdruck zu kompensieren. Hierfür soll eine Übersicht zur Verfügung gestellt werden, die zeigt, welche Aktivität (Autofahrt, Flug, etc.) welche monetäre Kompensation erfordert.

Gegenüber anderen am Markt befindlichen Anbietern bietet ein durch die Stadt aufgelegtes Kompensationsprogramm die Möglichkeit, direkt vor Ort in Neuss etwas Gutes zu tun. Zudem genießt die Stadt ein größeres Vertrauen als die bekannten Anbieter.

Private wie geschäftliche Anlässe wie zum Beispiel Geburtstage, Hochzeitstage, Jubilare etc. bieten die Möglichkeit Spenden aber auch Geldgeschenke für einen guten Zweck einzuwerben. Dazu soll die Stadt eine Möglichkeit schaffen, sehr konkret an bestimmten Standorten bestimmte Bäume spenden zu können. So kann direkt und auch durch Dritte in der Nachbarschaft etwas für die Umwelt getan werden.

Die Stadt Neuss hat immer weniger Flächen zur Verfügung und gleichzeitig sind zusätzliche Bäume zur CO2-Aufnahme und Sauerstoff-Abgabe für die Bewohnerinnen und Bewohner immer wichtiger. Daher sollen Bürgerinnen und Bürger sich nicht nur direkt finanziell beteiligen können, sondern auch durch die Bereitstellung von Flächen im Privatbereich. Die durch die Kompensation oder Spenden finanzierten Bäume werden den Privathaushalten übereignet, so dass für die Stadt kein Unterhaltungsaufwand entsteht.

Dies ergänzt die bisher bestehenden Möglichkeiten der Baumpatenschaften und der Pflanzung von Hochzeit- und Geburtsbäumen.

Gute Beispiele aus den Niederlanden mit über 150 „tiny forests“ aber auch Japan zeigen, dass mit der Verdichtung von Einzelbaumpflanzungen zu kleinen Wäldchen die Biodiversität deutlich gesteigert und kurzfristig ein an den Standort angepasstes Ökosystem geschaffen werden kann, welches dabei unterstützt, die belastete Stadtluft vom umweltschädlichen CO2 wie auch Feinstaub zu befreien und die Wasserspeicherkapazität zu erhöhen.

Arno Jansen
Fraktionsvorsitzender

Marc Vanderfuhr
Stadtverordneter

Michael Klinkicht
Fraktionsvorsitzender

Annette Kehl
Sachkundige Bürgerin

Carsten Thiel
Fraktionsvorsitzender

Tobias Urbach
Sachkundiger Bürger