Rundgang mit dem Haus der Jugend
Wir Neusser GRÜNE haben uns mit unseren Kooperationspartnern SPD und UWG das Ziel gesetzt, die Barrierefreiheit im öffentlichen Verkehrsraum der Stadt Neuss weiter auszubauen. Um sich anhand konkreter Beispiele ein Bild von der Lage zu machen, waren unsere Landtagskandidatin Susanne Benary und unsere Mobilitätssprecherin Andrea Wilhaus kürzlich gemeinsam mit einigen mobilitätseingeschränkten Menschen zu einem Rundgang durch die Innenstadt unterwegs.
Unterstützung bekamen wir dabei von jungen Menschen aus dem Haus der Jugend, die von ihren ganz praktischen täglichen Erfahrungen berichteten, wenn sie in der Stadt unterwegs sind.
Hinderlicher Straßenbelag
Von den Straßenbahnschienen am Markt, über die zu steile Rampe am Freithof oder einen zu engen Zugang zur Promenade, an Hindernissen mangelte es in diesem rund anderthalbstündige Rundgang wahrlich nicht. Viele, für gehende Menschen einfach zugängliche Plätze, stellen beispielsweise für Rollstuhlfahrer*innen eine Herausforderung dar. So auch der Münsterplatz, der für das unwissende Auge durch seine historische Pflasterung den Altstadt-Charme unterstreicht. Kopfsteinpflaster ist jedoch für nicht motorisierte Rollstühle und andere Gehhilfen eine große logistische und konditionelle Herausforderung. Die am Rande eingefügten, ebenen Gehsteinplatten werden hauptsächlich von der Außengastronomie benutzt.
Baustellen in den seltensten Fällen barrierefrei
Besonders auffällig auf diesem Rundgang war die Vielzahl der Baustellen in der Innenstadt. Während diese erst einmal ein gutes Zeichen, ein Zeichen für (weitestgehend barrierefreie) Modernisierungen sind, bereiten die Baustellen den mobilitäteingeschränkten Neusser*innen besonders Kopfschmerzen. Beispielsweise sind die provisorischen Rampen auf der Großbaustelle im Meererhof zu steil, um diese gefahrlos zu befahren. Wichtige Einrichtungen, wie die Verbraucherzentrale, werden somit unerreichbar. Auf dem Gehweg am Büchel zwischen Rathaus und Sparkasse überspannt eine Behelfsbrücke ein Loch im Boden. Der schmale Durchgang ist jedoch für jeden Rollstuhl unpassierbar. Zudem wird bei temporären Installationen, wie beispielsweise der Strandbar auf dem Hamtorplatz, selten bedacht, dass die hohen Kabelabdeckungen fast eine größere Stolperfalle darstellen als die losen Kabel es tun würden.
Viel geschafft – viel zu tun
Während die Barrierefreiheit im Neusser Rathaus bereits hohe Priorität hat und der barrierefreie Umbau von Gefahrenstellen an vielen Orten bereits passiert ist, sollten einige Aspekte besser umgesetzt werden. „Bevor eine Umbaumaßnahme durchgeführt wird, sollten die entsprechenden Stellen mit Betroffenen begutachtet werden. So könnten einige Missstände, die wir heute gesehen haben, vermieden werden, z.B. dass neu entstandene Bordsteinabsenkungen in der Realität viel zu schmal sind“, so unsere Landtagskandidatin Susanne Benary. Wir sollten das Paradox vermeiden, dass Baustellen, die einen Platz barrierefrei machen sollen, den Zugang zu diesem Platz für mobilitätseingeschränkte Personen unmöglich machen.