Positionspapier von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zum Flächennutzungsplan

Obwohl die Einwohnerzahl von Neuss sich bei 160 000 einpendeln soll, verzeichnet die Stadt seit Jahren aufgrund der Lage an der Rheinschiene und niedrigerer Mieten für Wohnraum als z. B. in Düsseldorf einen steigenden Wohnraumbedarf. Der Wohnungsneubau kann mit der steigenden Nachfrage aber nicht Schritt halten. Es mangelt vor allem an bezahlbaren Wohnungen.

Mit Wohnbebauung konkurrieren andere Nutzungen (Wirtschaft, Infrastruktur, Freizeit, Brache) um die auf dem Stadtgebiet knapper werdenden freien Flächen. Es wird deshalb immer schwieriger, erweiterungswilligen oder ansiedlungsinteressierten Unternehmen geeignete Flächen anzubieten.

Die Versiegelung von Flächen hat diverse nachteilige Effekte: Zunächst einmal führt sie zu einem Rückgang der Artenvielfalt. Auch verlieren überbaute Flächen ihre Aufnahmefähigkeit für Wasser, was vor allem bei in Zukunft häufiger werdenden Starkregenereignissen wichtig ist. Neues Grundwasser kann sich nur unter nicht versiegelten Flächen bilden. Und die Fähigkeit einer Fläche, vor allem im Sommer ausgleichend auf sehr hohe Temperaturen zu wirken, geht durch ihre Versiegelung verloren.

Wo Pflanzen und Tiere einer Bebauung weichen müssen, leidet aber auch die Lebensqualität der Menschen. Deshalb regt sich gegen die Ausweisung neuer Gewerbeflächen vor allem dort der Widerstand der Bürger, wo diese zu nah an eine bestehende Wohnbebauung heranrücken. Ein weiterer negativer Aspekt der Ansiedlung neuer Unternehmen ist auch die damit einhergehende Zunahme des Verkehrs. Der stößt manchenorts in Neuss bereits jetzt an seine Grenzen.

Unter Berücksichtigung all dieser Punkte ist für die GRÜNEN ein nachhaltiger und ressourcenschonender Umgang mit Flächen dringend erforderlich. Während die Verwaltung 133 ha neue Gewerbeflächen freigeben möchte, erklären sich die GRÜNEN nur mit ca. 65 ha einverstanden: Holzheim/Kreitzer Str., Morgensternsheide (an Kaarst grenzend), Habichtsweg sowie mit einigen kleinteiligen Flächen. Den überwiegenden Teil von   Morgensternsheide lehnen sie ab, weil es sich um eine unverzichtbare Frischluftschneise handelt. Ebenso lehnen sie die zusätzlich angedachten Flächen in Holzheim ab (zu viel in zu kurzer Zeit) sowie das zwischen Derikum und Elvekum angedachte Gewerbegebiet (zu viel Verkehr).

Außerdem fordern BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN von der Stadt einen Kriterienkatalog für die Vergabe von Gewerbeflächen zu entwickeln, anhand dessen diverse ökologische und soziale Aspekte beurteilt werden z. B. die Anzahl der Arbeitsplätze pro qm oder die beim Bau berücksichtigten energetischen Standards. Denkbar ist auch ein Negativkatalog, in den Branchen aufgenommen werden, die nicht angesiedelt werden sollen. Dazu gehören z. B. Logistikunternehmen, die viel Fläche brauchen, zu einer großen Zunahme vor allem des LKW-Verkehrs führen, aber gleichzeitig nur wenig neue Arbeitsplätze schaffen.

Die Stadt sollte auch Vorgaben hinsichtlich einer flächensparenden Bebauung machen, indem z. B. eine mindestens zweigeschossige Bauweise gefordert wird. Auch durch den Bau eines zentralen Parkhauses in einem Gewerbegebiet könnte der viel Fläche verbrauchende Parklatzbedarf auf den einzelnen Grundstücken reduziert werden.

Dass in Neuss zusätzliche Wohnungen benötigt werden, und zwar vor allem bezahlbare, lässt sich nicht leugnen. Neben der Neuausweisung von Wohnbauflächen müssen aber auch alle anderen Möglichkeiten zur Schaffung von Wohnraum genutzt werden. Denn Neubauten sind mit einem enormen Verbrauch an Ressourcen verbunden. Das sind z. B.: Prüfung der Möglichkeit des Umbaus leerstehender Gewerbeimmobilien in Wohnungen, Einrichten einer Wohnungstauschbörse, Wohnen gegen Hilfe und die Nachverdichtung im innerstädtischen Raum. Dennoch werden im neuen Flächennutzungsplan ca. 100 ha neue Siedlungsflächen ausgewiesen. Bündnis 90/Die Grünen werden gegen Grimlinghausen Süd/Ost stimmen und bei der Fläche südlich des neuen Friedhofs in Norf darauf drängen, dass dieses Areal als Ausgleichsfläche eingesetzt wird.

Wenn die Stadt im Juni ein Klimaschutzkonzept vorlegen möchte, das spürbare Auswirkungen haben soll, werden die Themen Flächenversiegelung und Bauen darin enthalten sein müssen. Es wäre aus Sicht der Grünen demnach sinnvoll, die aus dem Klimaschutzkonzept resultierenden Anforderungen vorwegzunehmen und in der Ausgestaltung des FNP bereits jetzt zu berücksichtigen.