Artikel aus der NGZ von Christoph Kleinau: CDU und Grüne wollen so die geplante Erweiterung des Gewerbegebietes Derikum nun doch noch möglich machen.
Dieser Antrag ist erkennbar der Versuch, die Meinungsführerschaft zu behaupten. Denn die SPD besetzt ihrerseits das Thema Gewerbegebiete und diskutiert es am 13. Juni – ausgerechnet – mit der IHK. Tags zuvor wiederum laden die Genossen ab 18.30 Uhr ins „Haus Derikum“ an der Ruhrstraße ein, um mit den verkehrslärm-geplagten Bürgern Lösungsansätze zu diskutieren. Darum bemühen sich auch CDU und Grüne mit ihrem Initiativantrag. Der ist – zweitens – auch der Versuch, zwei unvereinbar scheinende Ziele irgendwie unter einen Hut zu bringen. „Das Gewerbegebiet ist für die Stadt wichtig“, sagt der Stadtverordnete Sven Schümann. Doch dem steht die berechtigte Befürchtung vieler Menschen im Neusser Süden gegenüber, am damit weiter zunehmenden Verkehr vollends zu ersticken. Ohne eine Entlastung der Menschen in Derikum und Elvekum vom Straßenverkehr wird es die Gewerbegebiet-Erweiterung nicht geben. Diese Zusage der Koalition stehe nach wie vor, betont Michael Klinkicht (Grüne).
Mit dem Antrag spielt die schwarz-grüne Ratsmehrheit den Ball wieder der Verwaltung zu. Die soll zunächst eine Verkehrsuntersuchung beauftragen und danach mögliche Trassenverläufe darstellen und bewerten. Die Ergebnisse sollen anschließend mit Anwohnern diskutiert werden. Denn ohne eine Bürgerbeteiligung, so stellt Schümann weiter klar, „wird es auch keine Entscheidung über die Trassenführung geben“. Die Derikumer Stadtverordnete Waltraud Beyen (CDU) kann sich gar nicht vorstellen, wo eine solche Straße gebaut werden könnte. Da die Antragsteller nicht mit ihr oder anderen Ortspolitikern gesprochen haben, glaubt sie, „dass die sich das nur auf der Karte angesehen haben“. Deswegen hat sie zu dem Antrag aus ihrer eigenen Fraktion „keine Meinung“. Das ist alles andere als eine Empfehlung.
Beyens Skepsis fußt auf der Erfahrung, dass die Verlängerung der Dieselstraße und ihr Ausbau zu einer Art Umgehungsstraße schon zu oft in Aussicht gestellt wurde – und immer wieder aus allen Planungen verschwand. Einerseits weil die Bahn den Bau einer Unterführung an der Strecke Neuss-Köln dort nicht bezahlen wollte, wie sich Klinkicht erinnert, andererseits, weil Brücken über Bahnstrecken nicht mehr genehmigt würden.
Genau diese Option aber hat Schümann vor Augen. „Da muss man notfalls etwas Druck aufbauen“, sagt er. Er sagt aber auch: „Luftlinienmäßig“ gäbe es eine Abkürzung zwischen Gewerbegebiet und Anschlussstelle Delrath – nämlich entlang der Bahnstraße und an Elvekum vorbei durch die Feldflur zum Kreisverkehr an der K 30. Die sieht Schümann aber kritisch.
Thomas Strauß von der Bürgerinitiative gegen das Gewerbegebiet hält die Umgehungsstraße Richtung Delrath für den falschen Ansatz. Für Lastwagenfahrer, die aus dem Norden kommen, wäre Delrath ein Umweg. Viele würden in Norf abfahren und sich einen Weg durch den Ort zum Gewerbegebiet suchen.