Marode Atommeiler: Demonstranten aus dem Rhein-Kreis setzen in Belgien Zeichen gegen AKW

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Rund 200 Teilnehmer aus dem Rhein-Kreis Neuss reihten sich in die 90 Kilometer lange, trinationale Menschenkette ein, um gegen die belgischen Atomkraftwerke Tihange und Doel zu protestieren.

Um Punkt 15 Uhr erfolgte der Schulterschluss mit 50.000 weiteren Demonstranten zur längsten Menschenkette, die von Aachen über Maastricht und Lüttich bis vor das anfällige AKW in Tihange auf einer Strecke von 90 km reichte. Mit gleich vier Reisebussen, die der Kaarster Bio-Bauernhof Lammertzhof organisiert hatte, war auch der Rhein-Kreis Neuss zahlreich und lautstark vertreten, als es darum ging, ein Zeichen gegen die umstrittenen Atomkraftwerke im Grenzgebiet zu setzen.  Entsprechend zufrieden zeigte sich Heinrich Hannen, Bio-Landwirt und Sprecher der Kaarster Grünen, dessen Lammertzhof die Mitfahrgelegenheit zur Demo organisiert hatte: „Die große Resonanz zeigt, wie präsent das Thema ‚Atomkraft‘ nach wie vor ist. Insbesondere viele Japaner haben sich bei uns gemeldet, die partout nicht verstehen können, warum nach Tschernobyl und Fukushima  solch offensichtliche Gefahrenquellen unbestraft weiter am Netz bleiben dürfen. Mit den vielen tausend Rissen im Reaktor ist Tihange eine tickende Zeitbombe und eine unmittelbare Bedrohung für alle Menschen in den angrenzenden Gebieten Belgiens, der Niederlande, Luxemburgs, Frankreichs und Deutschlands.“ Unterstützung erhielt die altersgemischte Gruppe auch von Anwohnern vor Ort: Ein Anrainer pflückte kurzerhand sämtliche Blumen in seinem Vorgarten und stellte diese für die Dekoration zur Verfügung, überhaupt wurde die Aktion durchweg positiv bewertet.

„Das war ein ganz starkes Signal für den gesamteuropäischen Atomausstieg und die sofortige und endgültige Abschaltung der Schrottreaktoren in Tihange und Doel“, so Hans-Christian Markert, umweltpolitischer Sprecher der Grünen Kreistagsfraktion. Auch die Bundesregierung sei nun in der Pflicht, da diese „endlich die Brennelemente-Lieferungen aus Gronau und Liegen nach Belgien stoppen muss, da dieser Export von atomaren Brennstoffen letztlich die eigene Bevölkerung gefährdet“, erklärt Markert weiter. Nach dem Atomgesetz ist ein solcher Lieferstopp tatsächlich möglich: Allerdings auf Bundesebene, nicht wie vom CDU-Ministerpräsidenten in spe, Armin Laschet, gefordert durch Landesentscheid.