24-Stunden-Kita ein Modell für Neuss?

Susanne Benary, Sprecherin des Vorstands
Susanne Benary-Höck Foto: Bathe (nicht vom Originalartikel)
Susanne Benary-Höck
Foto: Bathe
(nicht vom Originalartikel)

Artikel aus der NGZ.

Die Stadt Neuss soll in Abstimmung mit den Kita-Trägern prüfen, inwieweit sich das Betreuungsangebot in den Kindertagesstätten zeitlich flexibler gestalten lässt. Das fordern CDU und Grüne in einem gemeinsamen Antrag, der in der nächsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses diskutiert wird. Das Gremium tagt am Dienstag, 8. März, ab 17 Uhr in Raum Ratssaal des Rathauses.

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Thomas Kaumanns, jugendpolitischer Sprecher der CDU-Stadtratsfraktion, sieht Bedarf, auch Betreuungszeiten in sogenannten Randstunden – also außerhalb der üblichen Kita-Öffnungszeiten – anzubieten. „Rund 17 Prozent der Erwerbstätigen arbeiten im Schichtdienst, und diese Zahl steigt. Für diese berufstätigen Eltern brauchen wir flexible Betreuungsangebote“, sagt Kaumanns. Verwaltung und Kita-Träger müssten ermitteln, welche Möglichkeiten es gibt.

Susanne Benary-Höck (Grüne), die den Jugendhilfeausschuss leitet, unterstreicht dies. Es müsse geklärt werden, welcher Bedarf besteht – auch als Ergänzung zu Tagesmutterlösungen. „Auch vor dem Hintergrund, dass es immer mehr Alleinerziehende gibt, müssen alle Möglichkeiten zur Kinderbetreuung beleuchtet werden“, sagt Benary-Höck. Betreuungszeiten müssten daher – ohne pädagogische Fragen auszuklammern – auf die Bedürfnisse von Berufstätigen abgestimmt werden. „Wir müssen die alten Systeme dahingehend überprüfen, ob sie noch realistische Systeme sind.“ Niemand solle zu Hause bleiben und auf einen Job verzichten müssen, weil es an Betreuungsmöglichkeiten für das Kind mangele. Auch deshalb soll der Bedarf an flexibleren Öffnungszeiten ermittelt werden.

Ein Rundumschlag im Betreuungsangebot ist jedoch nicht geplant, sondern eine Ergänzung. „Nicht jede Kita wird solche Öffnungszeiten leisten können – allein schon personell und aus Kostengründen. Es geht eher darum, auszuloten, ob ein entsprechendes Angebot in ein oder zwei Kitas geschaffen werden kann“, meint Kaumanns. „Wer zum Beispiel im Krankenhaus oder bei der Polizei arbeitet, benötigt andere Kita-Öffnungszeiten als von 7 bis 17 Uhr.“ Welche Kitas für einen Pilotversuch infrage kämen, soll ebenfalls ermittelt werden. „Ein Standort in der Nähe eines Unternehmens, in dem viele Bürger in Schichtarbeit beschäftigt sind, wäre sinnvoll“, meint Kaumanns.

Möglicherweise kann Neuss bei der Finanzierung vom Bundesprogramm „Kita Plus“ profitieren. Es wurde Anfang des Jahres von Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig und Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (beide SPD) vorgestellt. Es fördert Kitas und Kinderpflegepersonen bei der Umsetzung flexibler Betreuungsmöglichkeiten und stellt dafür bis 2018 bis zu 100 Millionen Euro zur Verfügung. Damit sollen zusätzliche Personal- und Ausstattungskosten finanziert werden. Geld, das für die Einrichtung flexibler Betreuungszeiten bitter benötigt wird.

Bei den Personalkosten müssen zum Beispiel Nachtzuschläge einkalkuliert werden, zudem müssen die Kitas möglicherweise Schlafräume einrichten und Ausgaben für Qualifizierungsmaßnahmen einplanen. Noch steht Neuss ganz am Anfang. Aus diesem Grund möchte sich zum Beispiel Eva Isenrath, Betriebsratsvorsitzende der Lukita-Tagesstätten, derzeit nicht zu den Plänen äußern und erst die politische Diskussion abwarten. Unter dem Lukita-Dach – Träger ist das Lukaskrankenhaus – befinden sich seit 2014 alle neun ehemaligen städtischen Kindergärten.