Neuss: Bahnhofsbrücke: Kampfansage an die Tauben

Foto: Roland Kehl
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Foto: Roland Kehl (nicht aus dem Original -Artikel)

Artikel aus der NGZ Von Susanne Genath und Christoph Kleinau
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Neuss. Die Bushaltestelle unter der Bahnhofsbrücke ist für viele Neusser ein Ärgernis. Tauben sorgen dort für jede Menge Dreck. Nun reagiert die Politik: Taubenhäuser sollen gebautwerden, um die Tiere wegzulocken. Die Kampfansage an die verwilderten Haus- und Rassetauben fiel zaghaft aus. Das Konzept „Stadttauben in Neuss“, das vor ziemlich genau fünf Jahren mit dem Ziel erarbeitet wurde, die Population deutlich zu verkleinern, verstaubt seitdem in irgendeiner Behördenschublade. Nun will die Koalition von CDU und Grünen, dass es hervorgekramt und aktualisiert wird. Denn wegen Taubendreck müssen sich die Stadtverordneten in ihren Wahlbezirken immer öfter Beschwerden anhören.

Das Problem wird an einem Punkt besonders vielen Menschen besonders deutlich: der Durchfahrt zur Further Straße am Hauptbahnhof. In die Bögen dieser eisernen Brückenkonstruktion soll 2016 die seit Jahren defekte Licht-Installation „Tor zur Nordstadt“ zurückkehren, für die das Tiefbaumanagement 75.000 Euro ausgeben soll. Doch was hilft diese Aufwertung, wenn drumherum alles im Dreck versinkt?

„Rund um die Fahrscheinautomaten türmen sich die Verunreinigungen in Schichten auf. Streckenpläne sind zum Teil nicht mehr lesbar, weil Taubenkot quer über die Fahrplankästen verteilt ist“, schrieb die NGZ vor gut einem Monat, nun reagiert die Politik. Im Rat will die Koalition am kommenden Freitag der Verwaltung den Auftrag erteilen, die Aufenthaltsqualität in der Durchfahrt und an der Bushaltestelle dort zu erhöhen und die Tauben von dort zu vergraulen. Dazu soll mit der Bahn AG in Verhandlungen eingetreten werden.

Losgelöst von diesem Punkt soll die Taubenzahl in der ganzen Innenstadt dezimiert werden. „Vergiften oder abschießen darf man die Tiere nicht, das ist verboten“, erklärt Umweltdezernent Matthias Welpmann. Weil es auch keine „Taubenpille“ gibt, bleibt aus Sicht der Verwaltung nur ein Weg: Taubenhäuser. Drei solcher Einrichtungen wären nötig, weil in der Stadt drei Taubenschwärme ansässig sind: am Hauptbahnhof, im Hafen (an den Ladeterminals und den Ölmühlen) und in Neuss-Süd. Dort könnte den Tieren ein solches Taubenhaus durch regelmäßige Fütterung als Nistplatz empfohlen werden. Hintergedanke: Die Eier der so sesshaft gemachten Vögel könnten durch Gipseier ausgetauscht, ein Bruterfolg so verhindert werden. Aber so weit war die Politik in Neuss schon einmal.

„Für diese Häuser müssten Betreuer eingesetzt werden, die die Gelege konsequent kontrollieren“, sagt Ingeborg Arndt, Stadtverordnete der Grünen und BUND-Vorsitzende. Genau deswegen sei die Umsetzung des Konzeptes „Stadttauben Neuss“ seinerzeit abgeblasen worden. Weil technische Lösungen zur Tauben-Vergrämung wie Netze oder Stäbchen, die auf möglichen Sitzflächen angebracht werden, nicht funktionieren und Fressfeinde wie der Wanderfalke das Problem alleine auch nicht in den Griff bekommen, ist sie fast dafür, jetzt auch Geld auszugeben. „Aus lauter Verzweiflung“, wie Arndt sagt. Wo das herkommt? Dazu hat die Koalition zumindest eine Idee. Es soll geprüft werden, ob ein Teil des Innenstadtstärkungsfonds dazu verwendet werden kann. Von den jährlich 300.000 Euro, die aus diesem Fonds zur Verfügung stehen, wurden gerade erst 200.000 Euro, die in diesem Jahr nicht abgerufen wurden, ins nächste Jahr überwiesen. Geld wäre da. Erst recht, wenn sich Anrainer, die von der Lösung des Problems profitieren, an den Kosten beteiligen. Welpmann selbst kennt das Thema nicht zuletzt aus seiner Heimatstadt Köln, wo er auch im Stadtrat war. „Auch in Köln gibt es diese Diskussion schon seit Jahren. Dort hat man auch Taubenhäuser eingerichtet – aber nur mit mäßigem Erfolg“, stellt er fest.