Neuss will offiziell „fahrradfreundlich“ sein

Roland Kehl Foto: WOI
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Roland Kehl
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Artikel aus der NGZ

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Neuss ist regelrecht umzingelt von fahrradfreundlichen Kommunen, jetzt möchte die Stadt auch in den Kreis der landesweit aktuell 71 Mitglieder zählenden „Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Städte und Gemeinden NRW“ (AGFS) aufgenommen werden. Einstimmig beschlossen die Mitglieder des Planungsausschusses, dass die Verwaltung die Bewerbungsunterlagen fertigstellen soll.
Zwei Anträge lagen dazu vor, die im Ziel einig waren, in der Motivation aber nicht. Die SPD will nach Aussage des Stadtverordneten Sascha Karbowiak einige Punkte ihres Mobilitätsentwicklungsplanes, der im Rat nicht mehrheitsfähig war, über diesen Umweg durchsetzen, Roland Kehl (Grüne) mit neuen Mehrheiten neue Möglichkeiten nutzen. Er hatte das Thema schon einmal forciert, sich aber eine blutige Nase geholt. Weil, so erklärt er, „es eine Fraktion gab, die Fahrräder nur aus dem Museum kennt“.

Zum ersten und bisher einzigen Mal hatte sich Neuss 1993 offiziell um eine AGFS-Mitgliedschaft bemüht. Damals fiel die Bewerbung durch. „Kein klarer politischer Wille zur Förderung des Radverkehrs erkennbar“, schrieb die Kommission den Neussern ins Stammbuch. Seitdem ist viel passiert. Das Radwegenetz wuchs auf über 170 Kilometer Länge, mehr als 1400 Abstellbügel wurden installiert, und mit der Radstation am Hauptbahnhof entstand ein echter Service-Punkt.

Es fehle nicht viel zum Prädikat „fahrradfreundliche Stadt“, hatte die Grünen-Spitzenkandidatin Ingeborg Arndt deshalb schon vor der Kommunalwahl 2014 analysiert. Seitdem hat ihre Fraktion mit der CDU weitere Pflöcke eingeschlagen. Alleine im ersten Jahr der schwarz-grünen Ratsmehrheit, so zählt Kehl auf, sei mit den Planungen für einen Radschnellweg, einer Fahrradbrücke über den Hafenkanal und der Aufstockung der Mittel für den Radwegebau viel auf den Weg gebracht worden. Diese Investitionen würden allen zugute kommen, sagt er, denn: „Ein attraktives Radverkehrsangebot entlastet den Autoverkehr.“

Fahrradfreundlich? Aus dem Ergebnis des sechsten bundesweiten Fahrradklima-Tests ist das nicht unbedingt herauszulesen. Die Radler bewerteten Neuss nur noch mit der Durchschnittsnote 3,9 und wiesen Neuss damit im Städtevergleich nur einen Platz im Mittelfeld zu. Das zeigt Handlungsbedarf auf, steht einer erfolgreichen Bewerbung nicht im Wege.

Die Aufnahme in die AGFS setze zwar die Erfüllung gewisser Kriterien voraus, betont die CDU-Fraktionsvorsitzende Helga Koenemann. Sie erhebe aber nicht den Anspruch, dass schon vorher ideale Bedingungen für Radfahrer herrschen müssen. Es muss erkennbar sein, ergänzt der Grünen-Fraktionsvorsitzende Michael Klinkicht, dass an der Verbesserung der Radfahrsituation gearbeitet wird.

Neben Rommerskirchen, Krefeld oder Dormagen hat sich auch der Rhein-Kreis beworben und ist seit 2004 AGFS-Mitglied. Daraus ergaben sich viele positive Entwicklungen, sagt Benjamin Josephs von der Kreis-Wirtschaftsförderung. Zudem habe die Mitgliedschaft den Kreis zu Verbesserungen der Fahrradinfrastruktur wie Einführung des Knotenpunktsystems oder Radwegebau an Kreisstraßen angespornt.

Der ADFC Neuss begrüßt die Bewerbung der Stadt Neuss. Es wäre ein Zeichen guten Willens, so ihr Vorsitzender Heribert Adamsky, „wenn die Stadt sich am Stadtradeln beteiligen würde“. Die Bewerbungsunterlagen dazu hätte er.
Quelle: NGZ